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Schwarz ist nicht gleich gefährlich: Wer hat Angst vor der schwarzen Spachtel?
Eine jüngst aufkeimende Kontroverse um schwarze Spachteln und benutzte Kochutensilien zeigt, dass nicht jeder Schreckensbericht auf fundierten Daten beruht. Im Oktober wurde eine Studie veröffentlicht, die behauptete, dass Küchenutensilien aus schwarzem Kunststoff alarmierend hohe Mengen an toxischen Flammhemmern enthalten, die aufgrund der verwendeten recycelten Materialien in den Produkten gelandet sind. Diese Behauptungen riefen eine Welle der Besorgnis hervor und führten zu Empfehlungen in namhaften Medien, darunter die New York Times und CNN, diese verbreiteten Plastikgegenstände aus der Küche zu verbannen und sicherere Alternativen zu wählen.
Doch die Aufregung beruhte auf fehlerhaften Berechnungen. Die Redaktion der Fachzeitschrift Chemosphere, in der die Studie veröffentlicht wurde, gab am Wochenende eine Korrektur heraus. Laut den neuen Informationen stellte sich heraus, dass die toxischen Werte, die ursprünglich genannt wurden, einfach eine peinliche mathematische Ungenauigkeit waren.
Die Untersuchung, durchgeführt von Wissenschaftlern der Initiativgruppe Toxic-Free Future, analysierte über 200 Produkte aus schwarzem Kunststoff, von denen etwa die Hälfte Haushaltsutensilien waren. Die Forscher wollten herausfinden, ob diese Produkte Bromierte Flammhemmer enthielten, die häufig in der Elektronik eingesetzt werden. Solche Chemikalien, insbesondere eine Variante namens BDE-209, sind mit besorgniserregenden Gesundheitsrisiken verbunden, darunter Störungen im Hormonsystem, Schäden an Fortpflanzungssystemen und sogar Krebs.
Da die Herkunft recycelter Materialien schwer zu bestimmen ist, fühlten sich die Wissenschaftler berechtigt zu vermuten, dass gefährliche Kunststoffe forsch missbraucht werden und in sie Kochutensilien gelangen, die in direktem Kontakt mit unseren Lebensmitteln stehen.
Die Ergebnisse der Studie schienen anfangs diese Befürchtungen zu bestätigen. Neun Küchengeräte zeigten möglicherweise bedenkliche Mengen an Flammhemmern. Doch aufgrund einer einfach verhunzten Rechnung wurden die Risiken weit übertrieben. Die Autoren schätzten, dass eine regelmäßige Verwendung eines der kontaminierten Utensilien zu einer täglichen Aufnahme von 34.700 Nanogramm BDE-209 führen könnte. Zum Vergleich: Die Umweltschutzbehörde (EPA) gibt an, dass 7.000 Nanogramm der Chemikalie pro Kilogramm Körpergewicht als sicher gelten.
Wenn man diese Zahl auf ein hypothetisches Gewicht von 60 Kilogramm anwendet, läge das tägliche Limit bei 420.000 Nanogramm, was über zehnmal höher wäre als die geschätzte Exposition gegenüber dem Flammhemmer. Doch offenbar kam irgendjemand durcheinander und meldete versehentlich nur 42.000 Nanogramm. Der anfängliche Schreck stellte sich somit als unbegründet heraus.
Die Autoren der Studie, darunter die Hauptautorin Megan Liu, die als Wissenschafts- und Politikmanagerin bei Toxic-Free Future arbeitet, betonten jedoch, dass die fehlerhaften Berechnungen keinen Einfluss auf die Kernaussage ihrer Untersuchung hatten. Liu erklärte: „Die gefundenen Flammhemmer in schwarzem Kunststoff sind nach wie vor von hoher Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, und unsere Empfehlungen bleiben unverändert.“
Es könnte durchaus sein, dass wir diesen Flammhemmern auch aus anderen Quellen jenseits von Küchengeräten ausgesetzt sind, was im Laufe der Zeit zu gefährlichen Konzentrationen in unserem Körper führen kann. Wer besorgt ist, der kann also durchaus auf schwarze Spachteln verzichten, die tatsächlich diese Chemikalien enthalten. Dennoch scheint das ursprüngliche Alarmzeichen einfach übertrieben gewesen zu sein.
Für weitere Informationen über Chemikalien: Wissenschaftler identifizieren merkwürdige Chemikalien im Trinkwasser in den USA.