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Jimmy Carter: Mutiger Einsatz bei der ersten nuklearen Katastrophe
Inmitten der Trauer um den verstorbenen ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter, der am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren starb, wird eine bemerkenswerte Episode seines Lebens oft übersehen. Vor fast 75 Jahren, noch als junger Mann, stand Carter im Zentrum eines der bedeutendsten Vorfälle in der Geschichte der Atomenergie: Der erste nukleare Reaktorunfall der Welt.
Im Jahr 1952, genauer gesagt an einem kalten Dezembertag, kam es im NRX-Forschungreaktor in Chalk River, Kanada, zu einem teilweisen Reaktorunfall. Einige der Brennstäbe des Reaktors brachen und führten dazu, dass mehr als eine Million Gallonen radioaktives Wasser in den Keller der Einrichtung strömten. Um diese giftige Umgebung zu bereinigen, wurde dringend Fachkenntnis benötigt – und Jimmy Carter war der Richtige für den Job.
Zu diesem Zeitpunkt war Carter gerade 28 Jahre alt und hatte als Offizier auf einem Atom-U-Boot gedient, bevor er für die US Atomic Energy Commission begann zu arbeiten. Im Nachhinein sagt Carter, er sei „einer der wenigen Menschen in der Welt gewesen, die Zugriff auf ein Kernkraftwerk hatten“.
Gemeinsam mit einem Team von 22 Männern machte sich Carter an die Arbeit. Er selbst wurde in die Tiefen des kanadischen Reaktors hinabgelassen, um die der Gefahr ausgesetzten Strahlen zu bändigen. Trotz der Gefahren schildert er diese Zeit als „sehr aufregend“.
Allerdings hatte die Exposition gegenüber der Strahlung nachhaltige Auswirkungen auf Carter. „Wir wurden damals ziemlich gut unterrichtet, was Kernenergie betrifft. Aber etwa sechs Monate nach dem Vorfall hatte ich Radioaktivität im Urin“, gab er in einem Interview mit CNN im Jahr 2011 zu. „Sie ließen uns wahrscheinlich tausend Mal mehr Strahlung ausgesetzt, als man es heute zulassen würde. Es war eine frühe Phase, und sie wussten es nicht besser.“
Die Sanierungsarbeiten waren schließlich erfolgreich, und der Chalk River-Reaktor wurde zwei Jahre später wieder in Betrieb genommen. Carters militärische Karriere fand allerdings weniger als ein Jahr nach dem Unfall im Jahr 1953 ein Ende, als er ehrenhaft aus der Marine entlassen wurde und begann, die Erdnussfarm seiner Familie zu bewirtschaften.