Mondelez setzt auf KI zur Entwicklung neuer Oreo-Geschmackrichtungen

Der Snack-Riese gesteht, dass maschinelles Lernen eine entscheidende Rolle bei der Kreation neuer Geschmacksrichtungen spielt – trotz der Tatsache, dass Maschinen nicht schmecken können.

Der bekannte Hersteller von Oreo-Keksen, Mondelez, hat offengelegt, dass er heimlich neue Geschmacksrichtungen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) kreiert. Laut eines Berichts im Wall Street Journal hat der Snack-Gigant, zu dessen Sortiment auch Chips Ahoy und Clif Bars zählen, ein neuartiges KI-Tool entwickelt, das in der Lage ist, neue Geschmacksrichtungen für seine Marken zu entwerfen.

Dieses maschinelle Lernwerkzeug wird in über 70 Produkten des Unternehmens eingesetzt. Mondelez hebt hervor, dass es sich dabei nicht um generative KI-Tools wie ChatGPT handelt. Vielmehr erinnert es an Algorithmen zur Arzneimittelforschung, die in der Pharmaindustrie genutzt werden, um schnell neue Medikamente zu entdecken und zu testen. Bislang hat das Tool, das in Zusammenarbeit mit dem Softwareberater Fourkind entwickelt wurde, Produkte wie den „Glutenfreien Goldenen Oreo“ und eine Aktualisierung des klassischen Chips Ahoy-Rezepts hervorgebracht.

Wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht, wurde die KI so programmiert, dass sie bestimmte sensorische Faktoren optimiert. Dazu gehören unter anderem Duftmerkmale wie „verbrannt“, „eiartig“ und „ölig“, sowie Geschmacksfaktoren wie „buttrig“, „Salzigkeit im Mund“ und „Vanilleintensität“. Die Nuancierung, mit der die KI diese Geschmäcker wahrnimmt, bleibt allerdings unklar, da Maschinen keine Geschmacksknospen oder Nasen besitzen. Das Unternehmen greift jedoch auf menschliche Verkoster zurück, um die Resultate zu überprüfen. Kevin Wallenstein, der für die Forschung und Entwicklung im Bereich „Biskuitmodellierung“ zuständig ist, erklärte gegenüber dem Wall Street Journal, dass Mondelez diesen Aspekt des Geschmacksentwicklungsprozesses sehr ernst nimmt.

„Die Anzahl der Verkostungen, die wir durchführen, ist nicht gerade Unterhaltend“, so Wallenstein. Er blickte auf seine Zeit bei Sour Patch Kids zurück und bemerkte, dass täglich eine Verkostung einen Albtraum darstellte.

Die genauen Informationen, seit wann das Unternehmen das Geschmackserkennungstool verwendet, sind nicht bekannt. Allerdings ließ Mondelez im Wall Street Journal verlauten, dass der maschinelle Lernalgorithmus bereits seit 2019 in Entwicklung ist. Dies passt zu einem Interview aus 2023, in dem Joe Manton, R&D-Manager bei Mondelez, die Existenz des Tools in der Fachzeitschrift Just Food ansprach.

Manton erklärte weiter, dass die R&D-Abteilung von Mondelez historische Rezept- und Inhaltsstoffdaten bei der Entwicklung der KI einbezieht. Diese neuen Geschmacksrichtungen durchlaufen zudem eine Reihe interner und externer Verbraucherprüfungen.

Im besagten Wall Street Journal Artikel gestand Wallenstein ein, dass die KI in ihren Anfangstagen oft skurrile Vorschläge machte. So versuchte sie beispielsweise, Kekse mit übermäßig hohem Anteil an Backpulver herzustellen – was geschmacklich alles andere als empfehlenswert ist. Durch die Einbeziehung menschlicher „Markenverwalter“ in den Prozess scheint Mondelez seiner KI den letzten Schliff gegeben zu haben. Ähnlich wie bei der Entdeckung neuer Medikamente ist dies ein faszinierender, wenn auch etwas bizarrer Einsatz von KI.

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