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Trump-Regierung unter Verdacht: Künstliche Intelligenz hinter neuen Executive Orders?

Nur Stunden nach seiner Amtseinführung als 47. Präsident der Vereinigten Staaten trat Donald Trump am Montag fleißig ans Werk und unterzeichnete Dutzende von Executive Orders. Diese reichen von der Anordnung, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) austreten, bis hin zur Beendigung des Geburtsrechts auf Staatsbürgerschaft und der Umbenennung des Golfs von Mexiko in „Gulf of America“.
Obwohl die Erlassakte in ihrem Umfang variieren, rücken rechtliche Experten einige seltsame Gemeinsamkeiten in den Fokus: auffällige Tippfehler, Formatierungsfehler und eine starren Ausdrucksweise, die den Verdacht aufkommen lässt, dass die Autoren möglicherweise Künstliche Intelligenz (KI) zur Hilfe gezogen haben.
In einem Post auf Bluesky äußerte der Slate-Journalist und Rechtsexperte Mark Joseph Stern seine Bedenken darüber, dass sich Trump und sein juristisches Team dieses Mal nicht mit der nachlässigen rechtlichen Arbeit belasten wollten, die seine erste Amtszeit geprägt hatte. „Ich sehe keine Beweise dafür in diesem Runden von Executive Orders“, erklärte Stern.
Bestimmte Passagen wecken zusätzliches Misstrauen. So verweist Stern auf einen fragwürdigen Abschnitt des Erlasses mit dem Titel „Unleashing Alaska’s Extraordinary Resource Potential“, in dem dargelegt wird, wie die USA die natürlichen Ressourcen Alaskas nutzen wollen, unter anderem durch Bohrungen in vormals geschützten Gebieten.
In diesem Abschnitt findet sich eine nummerierte Liste mehrerer unterschiedlicher Verordnungen, die jedoch alle neben der Nummer eins aufgelistet sind – ein Fehler, wie wir betonen müssen, der uns schon bei scheinbar KI-generierten Inhalten aufgefallen ist.
Auf die Frage, ob KI bei der Erstellung der Erlassakten verwendet wurde, reagierte auch der hochrangige Berufungsanwalt Raffi Melkonian auf Bluesky. Er wies auf einen weiteren Erlass mit dem Titel „Restoring Names That Honor American Greatness“ hin, der die Umbenennung des Golfs von Mexiko in Gulf of America verkündet.
Obwohl dieser Abschnitt nicht sichtbare grammatische oder Formatierungsfehler aufweist, zeugt seine formelhafte Sprache von einem bestimmten Grundschul-Stil, für den generative KI-Chatbots bekannt sind. Der Erlass beschreibt: „Der Golf ist auch die Heimat lebendiger amerikanischer Fischereien, die mit Snappern, Garnelen, Brassen und anderen Arten überflutet sind, und wird als einer der produktivsten Fischgründe der Welt anerkannt.“
Die wiederholten Fehler, die in verschiedenen Erlassakten zu finden sind, könnten rechtliche Probleme nach sich ziehen, so Stern. Der Entwurf für den Austritt aus der WHO beinhaltet beispielsweise unerklärliche fettgedruckte Satzzeichen. Ein weiteres Beispiel ist der Erlass, der die USA von einer globalen Unternehmenssteuerregelung zurückzieht und dabei keine einheitlichen Formatierungsstandards einhält.
„Die merkwürdigen Tippfehler und Formatierungsfehler könnten in Zukunft Verwirrung stiften“, warnte Stern und mahnte an, dass solche Unstimmigkeiten möglicherweise zu rechtlichen Problemen führen könnten. „Wenn der Innenminister seine Autorität gemäß Abschnitt XV(1) dieser Anordnung geltend macht, auf welchen der sechs verschiedenen Absätze mit der Nummer eins würde er sich dann beziehen?“
Freilich sind dies alles Spekulationen, die sich jedoch aus dem Verständnis normaler rechtlicher Erlassakte speisen. Versuche, vom Weißen Haus eine Stellungnahme über den Einsatz von KI in der Erstellung der Erlassakte zu erhalten, blieben bislang unbeantwortet.
Wie John Herrman von New York Magazine im vergangenen Jahr anmerkte, wird die Frage, ob Texte – geschweige denn rechtliche Anweisungen – möglicherweise von KI erstellt wurden, immer mehr zu einer Qualitätsfrage. In einer unklaren digitalen Welt ist es oft schwer zu differenzieren, ob das Gesehene KI-generiert oder einfach nur schlecht gemacht ist.
„In der Technikwelt ist die Marke KI derzeit so stark wie nie: Sie wird mit Chancen, Potenzial, Wachstum und Aufregung assoziiert“, schrieb Herrman. „Für alle anderen scheint sie zunehmend mit Dingen gleichzusetzen, die eher nicht überzeugen.“
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Ist es möglich, dass die neu unterzeichneten Executive Orders der Trump-Administration ausschließlich von Menschen ohne KI-Verstärkung verfasst wurden? Jederzeit, jedoch ergibt die erste Expertenbewertung – ob mit KI oder nicht – dass die Erlassakten merkwürdig und schlampig wirken. Das ist für eine neue Präsidentschaftsverwaltung kein positiver Start.