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Parallelen zwischen OpenAI und Enron: Warnung eines ehemaligen Investmentbankers
In den frühen 2000er Jahren war Enron eines der größten Energieunternehmen in den USA, das schlussendlich aufgrund eines beispiellosen Bilanzskandals zusammenbrach. Ein Investmentbanker, der damals für JP Morgan an der Bewertung von Enrons Geschäften arbeitete, sieht heute beunruhigende Parallelen zur Technologiebranche, insbesondere zu OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT.
Benjamin Riley, der heute das KI-Denkzentrum Cognitive Resonance leitet, war als Praktikant im Bereich Energie bei JP Morgan tätig und viel damit beschäftigt, den Wert von Enrons neuem Unternehmen, The NewPower Company, zu beurteilen. „Alle Anzeichen sind da“, zitiert ihn eine Bluesky-Nachricht, in der er die aktuellen Entwicklungen bei OpenAI reflektiert.
OpenAI, das zuletzt mit beeindruckenden 157 Milliarden Dollar bewertet wurde, erhielt im Oktober einen weiteren Milliardenkredit und gilt damit als eines der wertvollsten Private-Startups weltweit, obwohl das Unternehmen bis dato keinen Gewinn erzielt und keinen klaren Weg zur Rentabilität aufgezeigt hat. Riley ist der Meinung, dass dies ein wackliges Fundament ist, auf dem weiterhin Milliarden angehäuft werden.
Während seiner Zeit bei JP Morgan wurde Riley damit beauftragt, den tatsächlichen Wert von The NewPower Company zu ermitteln, aber die Prüfung der Finanzen zeigte, dass es „kein Geschäft“ gab. „Enron hatte unzählige Projekte und zahlreiche Spekulationen über mögliche zukünftige Erfolge, aber letztlich war es ein reines Startup“, sagt er.
Das schockierende Ergebnis war, dass NewPower Co. auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt wurde, obwohl das Unternehmen keine Kunden, keine bestehenden Einnahmen oder gar ein erkennbares Kostenmodell vorweisen konnte. Die einzige Rechtfertigung für die beginnende Zusammenarbeit mit Enron bestand in dessen angeschlagener Reputation.
Die Entscheidung von JP Morgan, trotz dieser offensichtlichen Risiken Millionenbeträge in Enron zu investieren, endete knapp ein Jahr später mit dem vollständigen Zusammenbruch des Unternehmens.
Riley analysiert die gegenwärtige Situation bei OpenAI und findet weitere bedenkliche Ähnlichkeiten: Die komplexe Unternehmensstruktur von OpenAI, die früher als gemeinnützig gegründet wurde, läuft nun auf eine profitorientierte Struktur hinaus.
„Alles ist intransparent“, so Riley. Der Umbau der Unternehmensstruktur von OpenAI in eine profitgeprägte Holding finde eralarmsymptome. Dazu kommt, dass OpenAI in der Vergangenheit strenge Vorschriften für Ehemalige hatte, die über ihre Erfahrungen sprechen wollten, sowie die auffallend hohe Fluktuation in der Unternehmensführung des letzten Jahres.
Riley warnt, dass solch ein blindes Vertrauen in vielversprechende Startups gefährlich sein kann. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit Enron formuliert er eine klare Botschaft: Es könnte eine fatale Fehleinschätzung sein, wenn Anleger den Irrtum der Vergangenheit wiederholen und blind in das nächste große Ding investieren, während alarmierende Parallelen überdeutlich sind.