Krypto-Mieter in Detroit: Ein Albtraum von schwarzen Schimmeln und Zwangsräumungen

Eine Untersuchung deckt auf, wie die Tokenisierung von Immobilien in der Detroiter Mieterschaft zu katastrophalen Lebensbedingungen führt.

In Detroit sind viele Mieter einem neuen Alptraum ausgesetzt, der die ohnehin schon angespannten Wohnverhältnisse weiter verschärft. Wo einst der Traum von eigenem Eigentum durch die Nutzung von Kryptowährungen angeheizt werden sollte, haben Technologie und Spekulation nun zu einer ernsthaften Krise geführt. Eine Untersuchung des Journalisten Aaron Mondry und seines Teams von Outlier Media hat eine erschreckende Krypto-Agenda ans Licht gebracht, die sich auf die am stärksten benachteiligten Stadtviertel konzentriert und die Mieter zu Versuchskaninchen für die Tech-Lobby macht.

Die Firma RealT, die sich selbst als „Weltmarktführer in der Tokenisierung von Immobilien“ bezeichnet, kauft Immobilien in ärmeren Vierteln und verkauft dann „anteiliges Eigentum“ in Form von digitalen Tokens an Kryptoinvestoren. Damit wird das klassische Mietverhältnis auf den Kopf gestellt: Statt eines einzigen Vermieters, der Reparaturen und Instandhaltungen vornimmt, gibt es nun hunderte anonyme Investoren, die ihre Ansprüche über eine Blockchain geltend machen müssen, was den Prozess nicht nur kompliziert, sondern auch nahezu unmöglich macht.

Ein Mieter beschrieb die Situation so: „Ich habe jahrelang reklamiert, aber nie kam jemand, um die Probleme zu beheben. Sie sind für mich Slumlords.“ Diese Slum-Verhältnisse manifestieren sich in Form von schwarzem Schimmel, verstopften Rohren und defekten Klimaanlagen, während die Verantwortlichen — in diesem Fall die lokale Hausverwaltung, die von RealT beauftragt wurde — sich um die Probleme nicht kümmern.

Die Zahlen sprechen für sich: Rund 1.000 Immobilien in Detroit gehören RealT, von denen 300 mit städtischen Steuerschulden behaftet sind. Diese Liegenschaften haben insgesamt über 1.000 Blight-Tickets erhalten, die sich auf mindestens 2 Millionen Dollar an unbezahlten Gebühren summieren. Mehr als 200 dieser Immobilien stehen kurz vor einer Zwangsversteigerung. Für die Mieter bedeutet dies, dass nicht nur die Vermieter abwesend sind, sondern die gesamten Abwicklungsprozesse sich als verheerend komplex und undurchsichtig entpuppen.

Gerade für die ohnehin benachteiligte Mietergruppe sind willkürliche Zwangsräumungen und anhaltende Unsicherheiten im Zahlungsprozess an der Tagesordnung. Üblicherweise können Mieter gegen die Nachlässigkeit von Vermietern rechtliche Schritte einleiten. Doch durch die Tokenstruktur von RealT wird das wahre Eigentum anonymisiert, sodass die Verantwortlichkeiten verwischt werden und die Mieter im Dunkeln tappen.

In einer Stellungnahme zu Outlier hielt RealT fest: „RealT überwacht oder verwaltet keine Immobilien. Jedes Objekt gehört einer einzigen Firma, die für die Instandhaltung verantwortlich ist.“ Jedoch ist der Großteil der Beschwerden, die von den Mietern geäußert wird, derart gravierend, dass es scheint, als wäre die Verantwortung im ideologischen Nebel des Kryptowährungsmarktes verloren gegangen.

Da die Begeisterung für Kryptowährungen wieder aufblüht — nicht zuletzt durch politische Bemühungen, Blockchain als ernstzunehmendes Finanzierungsinstrument zu etablieren — bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Gesetzgeber zum Schutz der Mieter ergreifen werden, die in einem System gefangen sind, das sich auf anonyme digitale Investoren stützt. Wie viele Menschen in derselben Lage müssen noch leiden, bevor diese rechtlichen Rahmenbedingungen eindeutiger definiert werden? Die Zeit wird zeigen, ob sich die Prognosen von Experten bewahrheiten werden, die besagen, dass Kryptowährungen in der Immobilienbranche katastrophale Szenarien hervorrufen könnten.

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