Haftbefehl gegen Telegram-CEO im Zusammenhang mit Verbrechen gegen Minderjährige

Französische Behörden verhaften Pavel Durov wegen mangelnder Moderation von illegalen Aktivitäten auf der Plattform

Die französischen Behörden haben den Gründer und CEO von Telegram, Pavel Durov, kurz nach der Landung seines Privatjets in Paris festgenommen. Dieses äußerst ungewöhnliche Ereignis führte zu Spekulationen online, wobei Nachrichtenberichte darauf hindeuteten, dass der russischstämmige Milliardär wegen des Versäumnisses, illegale Aktivitäten auf der Social-Media-Plattform zu moderieren, festgenommen wurde.

Eine neue Erklärung des Generalsekretärs von Ofmin, einer französischen Agentur zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder, hat nun Licht ins Dunkel gebracht. „Im Zentrum des Falls steht das Fehlen von Moderation und Zusammenarbeit seitens der Plattform“, schrieb Jean-Michel Bernigaud in einem LinkedIn-Beitrag, „insbesondere im Kampf gegen sexuelle Übergriffe an Kindern.“

Es handelt sich zweifellos um sehr ernste Anschuldigungen, und viele Fragen bleiben offen. Wie lange wird Durov in Haft bleiben? Womit genau wird er angeklagt?

In Anbetracht der bereits stark umstrittenen Themen der Inhaltsmoderation und ob Social-Media-Unternehmen für das haftbar gemacht werden sollten, was ihre Benutzer veröffentlichen, wird es eine faszinierende Geschichte sein, die sich entfaltet.

Auf der einen Seite behaupten Technologieunternehmen, dass Inhaltsmoderation eine Frage der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit sein sollte. Auf der anderen Seite sagen Regulierungsbehörden, dass Unternehmen bei weitem nicht genug tun, um beleidigende Inhalte – insbesondere im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern – von ihren Plattformen fernzuhalten.

In den USA gewährt Abschnitt 230 des Kommunikationsgesetzes Online-Diensten Immunität für nutzergenerierte Inhalte. In der EU hingegen sind die Dinge deutlich anders: Das Digital Services Act zwingt Unternehmen wie Facebook und ehemals Twitter dazu, strenge Regeln zur Inhaltsmoderation zu befolgen.

Telegram hat weltweit knapp eine Milliarde Nutzer und ist damit eine der beliebtesten Messaging-Apps geworden. Es ist eine wichtige Informationsquelle für beide Seiten des Ukraine-Konflikts geworden und wurde auch mit einer Flut von Desinformationen überflutet.

Nun glauben französische Behörden laut einem Bericht der Zeitung Le Monde jedoch, dass Telegram eine Grenze überschritten hat, indem es die Verbreitung von Kinderpornografie und Cybermobbing zuließ. Das Unternehmen könnte daher bald gezwungen sein, seine Vorgehensweise zu ändern.

Wie genau sich das entwickeln wird, bleibt abzuwarten. In einem mit Emojis versehenen Sonntagsbeitrag betonte Telegram jedoch, dass es sich an die EU-Gesetze einschließlich des Digital Services Act halte und Durov „nichts zu verbergen habe und häufig in Europa reise“.

„Es ist absurd zu behaupten, dass eine Plattform oder ihr Besitzer für den Missbrauch dieser Plattform verantwortlich sind“, heißt es in dem Beitrag.

Ob die EU und die französischen Strafverfolgungsbehörden dieser Ansicht zustimmen werden, bleibt jedoch abzuwarten.

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