Blutige Bauweise: Wie Mars-Kolonisten aus Eigenem eine Stadt errichten könnten

Wissenschaftler schlagen vor, das Blut zukünftiger Bewohner für den Bau von Strukturen auf dem roten Planeten zu nutzen.

Die Besiedlung des Mars steht vor enormen Herausforderungen, insbesondere was den Bau von dauerhaften Lebensräumen angeht. Angesichts der enormen Distanz von über 140 Millionen Meilen zur Erde wäre der Transport aller benötigten Baumaterialien nicht nur eine gigantische logistische Herausforderung, sondern auch extrem kostspielig. Stattdessen haben Wissenschaftler der Kharazmi-Universität in Teheran, Iran, einen kreativen und provokanten Ansatz entwickelt: die Nutzung von menschlichen Körperflüssigkeiten, insbesondere Blut, um auf dem Mars zu bauen.

In einer neuesten Veröffentlichung im Fachjournal „Acta Astronautica“ hat das Forscherteam elf verschiedene Arten von martianischem Beton untersucht, die auf vorhandenen Ressourcen und Technologien basieren. Eine Idee sticht dabei besonders hervor: AstroCrete, ein neuartiger Baustoff aus martianischem Regolith, der mit den Körperflüssigkeiten zukünftiger Mars-Einwohner kombiniert wird – eine Mischung aus Blut, Schweiß und Tränen.

Die Verwendung von Blut zur Verstärkung von Baumaterialien ist keine völlig neue Idee. Die Römer nutzten bereits Blut zur Herstellung von robustem Mörtel. „Obwohl es etwas seltsam anmutet, kann Blut verwendet werden, um starken Beton oder Ziegel für den Bau vor Ort auf dem Mars zu erzeugen“, erklären die Wissenschaftler in ihrer Arbeit. Sie verweisen darauf, dass nach Ankunft der ersten Mars-Bewohner und deren Unterbringung in provisorischen Strukturen – möglicherweise aufblasbaren Bauwerken – die Kombination aus menschlichen Körperflüssigkeiten und martianischem Regolith zur Herstellung von AstroCrete genutzt werden könnte.

Der Ansatz, menschliche Körperflüssigkeiten zu verwenden, wurde bereits 2021 von Forschern an der Universität Manchester vorgeschlagen. Aled Roberts, einer dieser Wissenschaftler, erklärte damals: „Wissenschaftler haben versucht, praktikable Technologien zur Herstellung betonähnlicher Materialien auf der Marsoberfläche zu entwickeln, aber wir haben nie in Erwägung gezogen, dass die Lösung möglicherweise in uns selbst liegt.“

Ein spezielles Protein im menschlichen Blut, bekannt als humanes Serumalbumin (HAS), wirkt als biologischer Binder, welcher AstroCrete stabilisiert. Zusätzlich könnte Urea, ein aus Urin gewonnener Stickstoffbestandteil, die Festigkeit des Materials weiter erhöhen. Laut den iranischen Forschern könnte ein einzelnes Crewmitglied in nur 72 Wochen genug HAS produzieren, um „einen kleinen Lebensraum für ein weiteres Crewmitglied zu konstruieren“.

Eine besonders interessante Facette dieser Forschungsansätze ist die Möglichkeit, AstroCrete direkt vor Ort in 3D zu drucken. Dieser Prozess könnte die Bauweise auf dem roten Planeten erheblich vereinfachen.

Neben der Verwendung von Körperflüssigkeiten schlagen die Wissenschaftler aus Teheran vor, die Marslandschaft nach Calciumcarbonat zu durchsuchen, um Kalkmörtel herzustellen. Alternativ könnten die reichlich vorhandenen Schwefelablagerungen auf der Planetenoberfläche für die Herstellung von „Schwefelbeton“ genutzt werden, einem korrosionsbeständigen Material, das auch in salzigen und sauren Umgebungen Verwendung finden kann.

Mit der visionären Idee, Blut und andere Körperflüssigkeiten für den Bau auf dem Mars zu nutzen, öffnen die Forscher ein neues Kapitel in der Architektur und Stadtplanung für zukünftige interplanetare Siedlungen.

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